"Irgendwann" würde ich selbst einen Hund haben. Dieses "Irgendwann" stand schon einmal 1980 zur Debatte, aber dann nahm mein Privatleben doch eine andere Wendung. Letztlich kam das "Irgendwann" 2003 in greifbare Nähe. Ich weiß gar nicht mehr, warum mein Mann auf den West Highland White Terrier kam? Jedenfalls fand er, das wäre "mein" Hund, und ein Rüde sollte es sein, er würde Idefix heißen.
In diesem Jahr waren wir für längere Zeit in Südfrankreich. Wie es der Zufall wollte, war dort eine Züchterin mit mehreren Würfen. Ich wollte "nur schauen", aber mein Mann meinte, warum nicht jetzt gleich? So gingen wir also hin, um einen Welpen zu kaufen. Woher hätten wir damals wissen sollen, dass man Welpen nicht "einfach so" kauft? Obwohl wir natürlich keine Ahnung hatten, wie ein guter Welpe aussieht, gefielen uns manche überhaupt nicht. Aber die Welpen aus dem einen Wurf, der uns ins Auge stach, waren gut proportioniert, mutig und quietschlebendig. Wir hatten natürlich auch keine Ahnung, welche Papiere "gute" Papiere waren, aber wir hatten Glück: Die Welpen hatten FCI-Papiere.
Die Entscheidung traf mein Mann, denn ich hätte mich zwischen all diesen Hundekindern nicht entscheiden können: "Ushi de la Combe Bérail" war der Richtige – Idefix!
Die nächsten Wochen waren ziemlich turbulent, schließlich mussten wir lernen, wie man einen Welpen erzieht, und Idefix musste lernen, wie man ein braver Hund wird. Beide haben wir das in nicht allzu langer Zeit ganz gut hingekriegt.
Seit diesem Tag ist in meinem Leben nichts mehr wie es vorher war. Idefix wurde mein ständiger Begleiter. Er ging täglich mit mir ins Büro, er war im Urlaub bei uns, und meine Freizeit richtete sich danach, wann und wo ich mit ihm Hundesport oder einen schönen langen Spaziergang machen konnte. Bei jedem Wetter waren wir draußen, und auch als er schon zu den Senioren gehörte, trafen wir uns jede Woche mit Freunden zum Hundesport. Mein Freundeskreis besteht natürlich inzwischen vor allem aus Hundeleuten. Leider – viele Menschen können nicht nachvollziehen, wie vollständig einen ein Hund in seinen Bann ziehen kann!
Terrier-Art
Aber Idefix war ja auch nicht irgendein Hund, er war ein Terrier und damit sowas wie mein Spiegelbild: hartnäckig, impulsiv bis stürmisch, neugierig und immer offen für alles Neue.
Habe ich einen Terrier, weil ich ein Terriermensch bin? oder bin ich ein Terriermensch geworden, weil ein Westie an meiner Seite ist? Der Westie hat alles, was ich mir von einem Hund erträume: Er ist offen, mutig, kontaktfreudig, verspielt, er verwendet seinen Kopf zum Denken, und weiß immer und in jeder Lebensphase genau, was er will. Wenn ein Terrier bereit ist, mit uns zu arbeiten, dann ist das eine Auszeichnung. Man muss ziemlich schlau sein, um diesen Nonkonformisten richtig zu motivieren und ihn davon zu überzeugen, dass er gerade genau das will, was man selbst vorhat.
Ungezählte glückliche Stunden habe ich mit meinem Freund Idefix verbracht, ob nun in der Natur, mit Freunden, beim Hundesport oder auf Ausstellungen. Ich habe von ihm gelernt, dass Selbstdisziplin, Geduld und Fantasie die Basis guter Hundeerziehung sind, und ich habe von der Arbeit mit meinem Terrier auch für die Arbeit mit Menschen in meinem Beruf profitiert.
Abschied
Dann kam, nach über 15 Jahren, der Tag, an dem er uns verließ. Obwohl wir uns bewusst gewesen waren, dass der Abschied irgendwann kommen musste, zog es uns den Boden unter den Füßen weg. Innerhalb weniger Wochen durchliefen wir den Weg vom rüstigen Senior zum unweigerlichen Ende. Dann war nichts mehr, wie es gewesen war, und auch als der Einzug eines Welpen immer näher rückte, war mir bewusst: Meinen Idefix kann mir nichts ersetzen. Er war mein Partner und Freund.
Ich fühle mich geehrt, dass er mir vertraute, bis zu seinem letzten Atemzug.