Ausstellungstraining

Seit ein paar Monaten biete ich auf Einladung des Ringtraining Klubs Austria in Oberösterreich Ausstellungstraining an: für mich nochmal ein Schritt näher an den Hund heran, es macht mir Riesenspaß.

Rassehundeausstellungen sind ja nach meinem Credo unverzichtbarer Bestandteil einer verantwortungsbewussten und tierschutzgerechten Hundezucht: eine der Säulen des Vieraugenprinzips, das sicherstellt, dass man nicht einfach draufloszüchtet, ohne sich um Gesundheit, Wesen und Typ zu kümmern, sondern seinen Hund einer fachkundigen Kontrolle unterzieht, in diesem Fall durch den/die Formwertrichter/in.

Ja natürlich, Hundeausstellungen haben ihr Tücken: Wo es um Konkurrenz und Prämierung geht, besteht immer die Gefahr, dass das Hauptziel, die Expertise, zugunsten einer Art von Schönheitskonkurrenz aus den Augen verloren wird oder alles zur Routine verkommt.

Bei einer Hundeausstellung geht es aber nur "indirekt" um Schönheit: gesucht und prämiert wird der gesunde, wesensfeste und typische Rassehund. Und solche Hunde sind per se "schön" – jede Rasse auf ihre Art.

Schön sind diese Hunde, weil sie sich selbst präsentieren, im besten Fall "treten sie auf" und ziehen alle Blicke auf sich. Dazu braucht ein guter Rassehund nicht herausgeputzt zu sein, seine Charakteristika besorgen das schon von selbst. Es gibt Rassen, die vor allem durch ihre Körperhaltung bestechen, bei manchen ist der Kopf ganz besonders wichtig, um die Rasse zu repräsentieren, bei anderen wieder das Haar oder die Bewegung. Natürlich muss immer das Ganze gesehen werden, aber jede Rasse hat eben ihre besonderen Glanzpunkte, die in der Präsentation auch entsprechend rübergebracht werden sollen.

Der Auftritt im Ausstellungsring dauert nur wenige Minuten, in denen der Hund in Stand und Bewegung beurteilt wird, der Richter "geht über den Hund", um mit seinen Händen die Anatomie zu erfassen, und dann wird gereiht und platziert. Für diese wenigen Minuten braucht man doch eine gewisse Übung: Das rassetypische "Aufstellen" muss schnell gehen, sonst hat man es schon verpasst, und die Bewegung soll dem Hund angemessen sein, nicht zu schnell und nicht zu langsam, damit das Gangwerk gut beurteilt werden kann.

Deshalb also "Ringtraining". Wir üben aber nicht mechanisch das Aufstellen und Laufen. Mir geht es vielmehr darum, dem Hund auch in dieser "Sportart" gerecht zu werden: In der stressigen Umgebung soll er sich so selbstbewusst und gelassen wie möglich zeigen. Das erreicht man nur, wenn der Hund nicht eingeschüchtert ist, sondern weiß, was da mit ihm passiert. Schließlich beugt sich ein fremder Mensch über ihn und fasst ihn von Kopf bis Popo an, während Frauli oder Herrli nervös daneben steht.

Wir trainieren also den Spaß am Ausstellen, versuchen es als Spiel zu verstehen, bei dem der Hund jedenfalls gewinnt und sein Lob und seine Belohnung bekommt.

Ich behaupte nicht, selbst das "Handling" so besonders gut zu beherrschen. Den Idefix konnte ich nicht mehr dazu verführen, sich fröhlich im Ring zu zeigen, er wollte das einfach nicht mehr. Bei Mado habe ich großes Glück, sie liebt Ausstellungen und kann es gar nicht erwarten, sich zu präsentieren. Trotzdem schaffe ich es nicht, sie in der Bewegung so zu dosieren, dass sie mir nicht davonstürmt, und das freie Aufstellen haben wir noch immer nicht gelernt. Ich lehne es ab, sie nach "Westie-Manier" am Hals hochzuziehen und die Rute mit der Hand nach vorn zu drücken, aber im freien Stand mit großer Konzentration auf mich ist die Rute nunmal nicht wie gewünscht oben, sondern häufig auf Halbmast. Mein Handling ist also weit weg von jeder Meisterschaft.

Trotzdem kann ich im Ringtraining vieles bieten, weil ich die Führung und Motivation des Hundes mit der Körpersprache von außen beobachte und oft erkenne, wie man sie verbessern kann.

Wenn dann der Hund sich auf einmal aufrichtet und freudig in kraftvoller Bewegung präsentiert, macht es allen Beteiligten Spaß. So soll es sein!