Ein kleiner Trimmkurs für den Einstieg

Bevor man sich an das Trimmen macht, sollte man den Rassestandard gut im Kopf haben, denn neben der Trimmtechnik ist die korrekte Frisur wichtig, und die leitet sich immer vom Rassestandard ab.

Ich will hier nicht den Eindruck erwecken, das Trimming perfekt zu beherrschen, ich habe nur schon viel Übung und mir auch viel abgeschaut. Wer es wirklich gut lernen will, sollte sich mindestens ein oder besser mehrere Trimmseminare gönnen, dazwischen selbst viel üben und immer den kritischen Blick bewahren.

Das Wichtigste ist aber ohnehin immer, dass der Hund vom Trimmen profitiert, d. h dass er sein abgestorbenes Fell loswird, sich wohlfühlt und die Pflege erleichtert wird!

Aus dem Rassestandard des West Highland White Terrier

• "Doppeltes Haarkleid. Das Deckhaar besteht aus ca. 5 cm langem, harschem Haar ohne jegliches Zeichen von Locken"
• "Unterwolle pelzartig, kurz, weich und dicht"
• "Offenes Haar äußerst unerwünscht"
• "Kopf reichlich mit Haar bewachsen"
• "Ohren ... Haar kurz und glatt (samtartig), sollte nicht geschnitten werden. Ohrenspitzen ohne jegliche Befransung. ... Ohren ... mit übermäßig üppiger Behaarung sind äußerst unerwünscht"
• "Rute ... mit hartem Haar bedeckt, ohne Befederung"
• "Vorderläufe ... dicht mit kurzem, hartem Haar bewachsen"
• "Pfoten ... mit kurzem, hartem Haar bedeckt"

Die richtige Frisur für den Westie

Die korrekte Frisur ergibt sich aus der (ursprünglichen) Funktion und Aufgabe des Westie:

• Kopf: dicht – Schutz für Augen, Nase, Lefzen
• Ohren: kurz – Schutz gegen Fremdkörper
• Nacken, Rücken: flach anliegend, hart, ein paar cm lang – Schutz gegen Nässe
• Brust: kurz – Klimaschutz für Herz und Lunge
• Hinterteil: kurz – hygienisch
• Läufe, Rute: kurz, hart – schmutzabweisend, Kletten usw. bleiben nicht so leicht hängen

Es gibt aber nicht "die" einheitliche Frisur. Vielmehr kann man, so wie ja auch beim Menschen, mit der Frisur die Stärken unterstreichen und etwaige Schwächen kaschieren. Dazu braucht man wieder das detaillierte Wissen um den Rassestandard:

• Worin liegen die Stärken meines Hundes? z. B. schräg gelagerte Schulter, kurzer Rücken, schöne Kopfproportionen, ...
• Worin die Schwächen? z. B. etwas tiefer Rutensitz, nicht ganz ebener Rücken, etwas wenig Vorbrust, etwas kurzer Oberarm, etwas langer Fang, etwas niedriggestellt, ...

Durch geeignetes Trimming kann man also das harmonische Erscheinungsbild des Westie unterstützen.

Das richtige Werkzeug

Viele rauhaarige Terrier werden ausschließlich mit den Fingern gezupft, nur die Pfotenkanten werden mit der geraden Schere in Ordnung gebracht. Für den Westie braucht man neben den Fingerlingen, dem Trimmmesser und der geraden Schere auch eine Effilierschere. Auf dem Bild sieht man außerdem Krallenzange, Bimsstein, Zupfbürste, Terrierstriegel. Der Packen Haare stammt von einem Trimmtermin eines erwachsenen Westie mit korrektem Haar.

Beim Trimmen geht es darum, das ganze (abgestorbene) Haar einschließlich der Wurzel herauszuziehen. Man muss daher darauf achten, dass man die Haare nicht kappt, sondern dass immer die ganze Länge zwischen den Fingern bleibt.

Meine Trimmhunde kreide ich nicht, die Leute mögen es nicht, wenn der Hund nachher staubt oder sich kreidig anfasst. Wenn ich Mado trimme, verwende ich einen Teelöffel voll Trimmkreide, das erleichtert das Fingerzupfen erheblich.

Schritt für Schritt zur Westie-Frisur

Wenn das Haar reif zum Trimmen ist, sieht der Hund meistens schon ziemlich struppig aus. Ausstellungshunde werden wöchentlich getrimmt, um immer in perfekter Kondition zu sein, aber Otto Normalwestie kommt nur alle 6 bis 10 Wochen zum Trimmen, d. h. da ist der Unterschied zwischen Vorher und Nachher gut zu sehen (hier einer meiner Trimmhunde):

Ich beginne immer beim Kopf: Erstens brauche ich dafür die meiste Geduld (meine und die des Hundes), und zweitens gibt der Kopf das gesamte Trimming vor. Man kann die Schritte aber natürlich auch in ganz anderer Reihenfolge machen.

Schritt 1: Kopf

Die Kanten der Ohren werden im oberen Drittel mit der geraden Schere knapp am Leder geschnitten, das Ohrleder dann mit der Scherenspitze vorsichtig kurzgeschnippelt.

Die Augen sollen laut Standard nicht eng beieinander stehen; sollte der eigene Hund eher engstehende Augen haben, wird man sie deshalb nicht vollständig freischneiden. Bei Mado zupfe ich die Haare im Augenwinkel, das sieht natürlicher aus als wenn man sie schneidet.

Das Kopfhaar soll rundherum ziemlich gleich lang sein, damit der Kopf die gewünschte runde Form hat. Die Länge geben die Ohren vor, sie sollen zum Schluss nur zu einem Drittel aus dem Haar herausschauen.

Schritt 2: Brust

Auf der Brust soll das Haar sehr kurz sein. Viele verwenden hier die Schermaschine, ich zupfe zuerst und schneide dann mit der Effilierschere. Ich mag es, wenn die Haut durchscheint.

Um die "perfekte" Silhouette zu bekommen, sollte man alle vorstehenden Haare wegschneiden. Beim Nachher-Bild wäre da also immer noch einiges zu tun.

Schritt 3: Läufe

 An den Läufen soll das Haar laut Standard kurz und hart sein. Das erreicht man durch Zupfen. Wenn man das lange Haar nur schneidet, wird es immer weicher und welliger, es verknotet sich und ist pflegeaufwändig. Wenn man das Haar ordentlich kämmt, sieht man gut, was übersteht und weggezupft werden muss.

Die Pfoten sollen rund und geschlossen sein. Ich schneide die Kanten am Boden sauber zurecht. Eventuell muss man auch das Haar zwischen den Ballen auf Ebene der Ballen zurückschneiden. Zwischen den Ballen und zwischen den Zehen schneide ich nichts weg, außer es gibt schon Knötchen, die müssen vorsichtig entfernt werden, weil sie weh tun und immer härter und größer werden. Ein Tipp: an den Vorderpfoten können sich die Schweißdrüsen mit Erde und Staub verstopfen, daher dort immer gut kontrollieren, ob sich was angesammelt hat. 

Die Krallen dürfen im Stand auf keinen Fall den Boden berühren, das würde die Gelenke belasten und Fehlstellungen, später Gelenksschäden zur Folge haben. Das Krallenschneiden ist aber ein eigenes Kapitel. Ich verwende nur mehr den Krallenschleifer, weil ich damit vermeiden kann, die Krallen versehentlich zu kurz zu schneiden, was immer mit Blutvergießen, Schmerzen und dann einem Meideverhalten des Hundes verbunden ist.

Schritt 4: Rute

Die Soll-Form der Rute wird gern als Tannenbäumchen oder Karotte beschrieben. Der Rassestandard verlangt eine Rute von rund 13 bis 15 cm Länge, man wird also eine längere oder dünne Rute dicker halten, damit sie kürzer aussieht.

Wichtig ist bei der Rute das regelmäßige Zupfen, damit das Haar nicht wellig wird. Man kann dann die Form natürlich mit der Effilierschere schneiden.

Die Spitze wird rund gehalten.

Schritt 5: "Heck"

Wie die Brust soll das Hinterteil sehr kurz sein. Das bekommt man mit Zupfen nicht wirklich hin, ich schneide mit der Effilierschere, viele nehmen die Schermaschine. Manche mögen das Haar am Popo nicht gar zu kurz, es muss halt nur pflegeleicht sein. Ein tägliches Waschen, weil was hängengeblieben ist, ist für den Hund nicht gut.

Wichtig ist ein schöner Übergang zum längeren Haar auf den Oberschenkeln.

Schritt 6: Seiten und Bauchfell ("Furnishings")

Seitlich wird ein perfekter Übergang von Kurz (Rücken) zu Lang (Furnishings) angestrebt. Ganz hässlich ist eine Seitenlinie, bis zu der das Haar oben kurz und unterhalb lang ist. Die Länge der Furnishings ergibt sich durch die "untere Linie", d. h. man folgt der Brusttiefe und dem leicht aufgezogenen Bauch. Wenn man das lange Haar einfach in waagerechter Linie abschneiden würde, wäre das sehr unhübsch.

Schritt 7: Nacken und Rücken

Bis jetzt habe ich mit Fingerlingen, Effilierschere und grader Schere gearbeitet, jetzt kommt erstmals das Trimmmesser zum Einsatz. Bei Welpen, jungen oder auch alten Hunden, die das Trimmen noch nicht gewohnt sind oder nicht mehr so geduldig sind, kann man statt des Trimmmessers auch einen Bimsstein verwenden oder weiter mit den Fingern zupfen, denn bevor man großen Widerstand und langwierige "Diskussionen" auslöst, ist man da immer noch schneller.

Das Fell auf Nacken und Rücken soll von der Verbindungslinie zwischen den Ohren (etwas vor dem Hinterhauptstachel) weg gleichmäßig fließen: am Nacken kürzer, am Widerrist ein wenig länger, am Rücken bis vor der Rute kurz. Der Rücken muss eben und kurz sein, diese obere Linie kann man mit gutem Trimming sehr schön modellieren.

Schritt 8: Alles nochmal von vorn

Zum Schluss gehe ich nochmal alle Schritte durch und korrigiere, was noch nicht in Ordnung ist. Perfekt ist das Trimming nie, denn neben meinen Vorstellungen und der schieren Anforderung, das tote Haar runterzukriegen, ist natürlich wichtig, dass der Hund mit der gesamten Prozedur nicht überfordert wird. Ich brauche für einen erwachsenen Hund ziemlich genau zwei Stunden. Länger soll es einfach nicht dauern, sonst bitte ich die Besitzer auch manchmal, in ein oder zwei Wochen nochmal zu kommen, damit wir dann fertigmachen können.

Bei Mado ist heute noch bissl was übrig geblieben: unter der Brust musste das Haar an den Vorderläufen noch in Ordnung gebracht werden, an den Hinterläufen gefiel es mir auch noch nicht wirklich, und an den Ellenbogen steht zu viel weg. Der Übergang vom Rücken zu den Furnishings ist ganz gut gelungen, aber bei weitem nicht so wie ich mir das vorgestellt habe.

Die Fotos zeigen gut, wie sorgfältig man arbeiten muss, denn im Alltag läuft der Hund ungebürstet herum und soll trotzdem adrett aussehen. Ich mag den Westie nicht geschniegelt "frisch vom Friseur", trimme und schneide deshalb nicht völlig herunter. Mein Trimming hält deshalb "nur" zwei Monate, dann ist wieder ein Termin fällig.